"Vor allem und über allem müsste doch der Priester stehen." : priesterliche Existenz bei Bundeskanzler Dr. Ignaz Seipel (1876-1932) im Spiegel seiner Tagebücher

Der Priester und Bundeskanzler Prälat Dr. Ignaz Seipel (1876-1932) war einer der bedeutendsten, aber auch umstrittensten Staatsmänner der Ersten Republik. Die vorliegende Diplomarbeit widmet sich der priesterlichen Existenz dieses Priesterpolitikers und geht der Frage nach, wie er sein Priestertum als Staatsmann verstanden und verwirklicht hat. Dies wird unter vorwiegender Bezugnahme auf die Tagebücher Seipels, die er von 1916 bis zu seinem Tod 1932 geführt hat, untersucht.Nach einem kurzen biografischen Abriss wird Seipels Selbstverständnis als Priester in den Blick genommen. Dabei werden die Rolle Seipels im Politischen Katholizismus erörtert sowie zwei weitere Beispiele des Phänomens eines „Priesterpolitikers“ thematisiert. Im Hauptteil der Untersuchung steht das Priestertum Seipels, das die Grundlage sowohl seines gesamten Lebens als auch seines Selbstverständnisses als Politiker darstellt. Hierin wird u.a. aufgezeigt, was unter „priesterlicher Existenz“ zu verstehen ist. Ebenso wird der Frage nachgegangen, welche Pflichten Priester dieser Generation hatten und wie das Priesterbild dieser Zeit aussah. Anhand von ausgewählten Stellen aus den Tagebüchern werden die einzelnen Aspekte des priesterlichen Lebens Seipels beleuchtet, um so herauszuarbeiten, wie jener versucht hat, seine priesterliche Existenz trotz vieler anderer Verpflichtungen so gut wie möglich zu leben. Ein Aspekt dieses priesterlichen Lebens war das Verhältnis des Bundeskanzlers zur Amtskirche, weswegen seine Beziehung zu seinem kirchlichen Vorgesetzten Kardinal Friedrich Gustav Piffl und zum Heiligen Stuhl thematisiert wird. An drei ausgewählten Beispielen wird abschließend der Fokus auf das Spannungsfeld gelegt, das sich unweigerlich zwischen den Erfordernissen der Politik und des Priestertums ergab, je länger Seipel in der Politik tätig war.The priest and Chancellor Prelate Dr. Ignaz Seipel (18761932) was one of the most significant but also controversial statesmen of the First Republic. This master thesis addresses this priest-politicians priestly existence and tries to answer the question how he perceived and fulfilled his priesthood as a statesman by examining Seipels diaries which he wrote from 1916 until his death in 1932.After a short summary of his life, the work concentrates on his self-conception as a priest. First, Seipels role in the political Catholicism is discussed and two more examples of the phenomenon priest-politician are considered. The main part of this thesis then focuses on Seipels priesthood, which was not only the basis for his whole life, but also for his self-conception as a politician. Herein it is among other aspects illustrated how to understand the term „priestly existence“. Additionally, the questions which duties priests of this generation had to fulfill and what the image of a priest at that time looked like are answered. Using some chosen„Above all should stand the priest.“ Priestly Existence of Chancellor Dr. Ignaz Seipel (18761932) in the Mirror of his Diaries passages from his diaries, the individual parts of Seipels life as a priest are examined in order to find out how he tried to live his priestly existence despite many other responsibilities as best as possible. One aspect of his priestly life was the chancellors relationship to the official church, which is why his relationship to his clerical superior Cardinal Friedrich Gustav Piffl and to the Holy See is also studied. Finally, three examples were chosen to focus on the area of tension that inevitably developed between the requirements of politics and priesthood the longer Seipel was active in politics.eingereicht von Mag.a Stephanie Glück, LL.MAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKarl-Franzens-Universität Graz, Diplomarbeit, 2019(VLID)331433